Es ist 2.30 Uhr mitten in der Nacht, als meine Mutter meine Schwester und mich weckt. Mein erster Gedanke war: Es geht los! Heute ist der Tag, dem wir seit fast einem Jahr entgegenfieberten. Es ging los in die USA! Der Flug dauerte sehr lange, aber zum Glück waren die Sitze mit Fernsehern bestückt, die uns auf dem Flug beschäftigten. Nach einer zweistündigen Busfahrt kamen wir im Dunkeln noch am selben Tag in Grafton an. Schon auf der Fahrt zum Elternhaus von Frau Grogan-Schomers fiel mir auf, wie groß und gepflegt die Gärten der Amerikaner waren. Als mich am nächsten Morgen die hellen Sonnenstrahlen weckten, bemerkte ich ich die vielen Eichhörnchen, die in den wunderschönen Gärten,die übrigens keine Zäune besaßen, rumtobten. Unter den Eichhörnchen gab es eine besondere Sorte, nämlich die kleinen Golfer.
Am ersten Wochenende fuhren wir zum Lake Michigan, der auf mich wie ein Meer wirkte. Man sah das andere Ende nicht. Es gehörte für mich zu den schönsten Erlebnissen, in diesem See zu baden.
Grafton ist eine kleine Stadt. Es gibt hier einige Kirchen und auch einen großen Golfplatz. Zwei Mal konnten wir einen mitreißenden Gottesdienst miterleben. Die Lieder sind nicht so langweilig wie oft bei uns im Gottesdienst, sondern fröhlich und machen Mut.
Die drei Wochen vergingen für mich wie im Flug und wir haben so viel Aufregendes erlebt, dass dieser Platz nicht reicht um all die tollen Ereignisse aufzuschreiben. Als wir an einem freien Wochenende in die Prärie de Chien fuhren, kamen wir auch am Mississipi vorbei, der mich sofort an Huckleberry Finn erinnerte und mir bis jetzt nicht aus dem Gedächtnis geht.
Bei strahlendem Sonnenschein haben wir uns die Nasen an den Schaufenstern der Luxusgeschäfte in der Magnificient Mile in Chicago plattgedrückt. Ich sah aber auch, wie arm manche Menschen in dieser riesigen Stadt leben mussten. Als wir einmal in einem Schnellrestaurant essen waren, hat uns eine arme Frau gebeten, ihr ein bisschen von unserem Essen abzugeben. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich so viele hohe Wolkenkratzer gesehen.
Zu den absoluten Highlights gehörte für mich ein Kinobesuch in Chicago. Man versank in den riesigen Lederpolstern und konnte sich während des Films die herrlichsten Gerichte servieren lassen. An einem Abend in Chicago haben wir das Musical "Motown" angeschaut. In diesem wird die Geschichte der schwarzen Sängerinnen und Sänger erzählt und wie sie Karriere gemacht haben, obwohl damals noch viele Menschen noch Vorurteile hatten. Die Schauspieler haben Diana Ross und Michael Jackson gespielt und konnten überwältigend singen. Neben uns in der Reihe saßen Zuhörer, die richtig mitgetanzt und mitgesungen haben.
Während unseres Aufenthaltes durfte ich mit meinem Gastvater Mr. Grogan Footballspiele gucken und er hat mir die Spielregeln genau erklärt. Von der Gastmutter Agnes habe ich zum Abschied einen Football geschenkt bekommen. Seit wir zurück sind, spielen wir sehr häufig auf dem Schulhof Football, was ich toll finde.
An zwei Tagen habe ich mit meiner Schwester die John Long Middle School in Grafton besucht. Die Schule ist ganz anders als bei uns. In Amerika gehen die Schüler zu ihren Lehrern, die alle einen eigenen Raum haben. Sport ist in den Schulen ganz wichtig, die meisten Schulen haben ein eigenes Stadion oder ein großes Footballfeld.
Das Schönste an Amerika war, dass die Menschen dort viel freundlicher und herzlicher als bei uns sind. Überall wird man freundlich gegrüßt und die Menschen nehmen sich Zeit für ein kleines Gespräch. Obwohl ich noch gar nicht gut Englisch kann, haben sich die Menschen viel Mühe mit mir gegeben und nicht einfach aufgehört, mit mir zu sprechen. "You are welcome" - das habe ich ganz oft gehört. Von dieser Freundlichkeit könnten wir hier viel lernen.
Ich bin ganz sicher, dass ich nicht das letzte Mal in Amerika gewesen bin.